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LL.M. mit Start-up-Atmosphäre

Ein neuer Masterstudiengang bereitet Juristen auf ein digitalisiertes Berufsleben vor.

 

Ein Studiengang, der mit dem Angebot einer Privatuni vergleichbar ist, aber nichts kostet: Das will die Universität Köln mit ihrem neuen einjährigen LL.M. zum ‚Recht der Digitalisierung‘ bieten. Der Master ist in diesem Wintersemester an den Start gegangen und kostenlos, abgesehen von den üblichen Semesterbeiträgen. Er richtet sich an Absolventinnen und Absolventen eines juristischen Studiums. Das kann zum Beispiel ein abgeschlossener LL.B. sein oder das erste juristische Staatsexamen. „Der ideale Zeitpunkt für diesen LL.M. ist meines Erachtens die Wartezeit auf das Referendariat“, so Prof. Dr. Markus Ogorek (48).

Legal Tech, BWL und Ethik

Als Direktor des Instituts für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre ist er einer der Initiatoren des neuen Studiengangs. Dabei bringt er nicht zuletzt Erfahrungen ein, die er an einer Privathochschule gesammelt hat: Vor seinem Wechsel nach Köln 2020 war Ogorek sieben Jahre an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht tätig. Der Austausch zwischen Jura und BWL, der dort an der Tagesordnung ist, soll sich auch in dem neuen LL.M. wiederfinden. Doch das sei nicht alles, so Ogorek: „Natürlich spielt die technische Dimension der Digitalisierung eine Rolle, und wir vermitteln zum Beispiel die Grundlagen des Coding.“ Zudem bietet der Studiengang Wissen zu Algorithmen und Logik, und er beschäftigt sich mit der Funktionsweise des Internets, dem Datenschutz und künstlicher Intelligenz.

Gleichzeitig sollen die unternehmerischen Fähigkeiten der Studierenden geschult werden. Dafür haben die Initiatoren eng mit dem ‚Start-up Center‘ der Uni Köln zusammengearbeitet. „Zudem sind unter den Dozierenden Start-up-Gründer, zum Beispiel aus der Legal-Tech-Szene, die einen Einblick in die Berufswelt geben“, sagt Ogorek. „Dabei haben wir bewusst darauf geachtet, dass möglichst viele junge Juristinnen und Juristen unterrichten, die von den Studierenden als Vorbilder wahrgenommen werden.“ Neben technischen und unternehmerischen Fragen beschäftigt sich der LL.M. mit der ethischen Dimension der Digitalisierung im Recht. Dafür greift der Studiengang auf Inhalte der Kölner Forschungsstelle ‚Recht und Ethik der digitalen Transformation‘ zurück. Sie beleuchtet aus einer reflektierenden, rechtsphilosophischen Perspektive sämtliche Bereiche, die von der Digitalisierung beeinflusst werden. Dazu zählen etwa Medizin, Verkehr oder Kommunikation. Zum Thema Ethik unterrichtet im neuen LL.M. unter anderem Prof. Dr. Dr. Frauke Rostalski.

Großer Andrang

Die rund 20 Studienplätze, die die Uni derzeit anbietet, sind heiß begehrt: „Wir hatten ungefähr doppelt so viele Bewerbungen wie Plätze – auch aus Ländern wie China“, sagt Ogorek. Wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen, wie zum Beispiel Sprachkenntnisse, mitbringen, steht der Studiengang auch ausländischen Studierenden offen. Derzeit ist der LL.M. als Vollzeitstudium angelegt. Laut Ogorek soll sich das jedoch künftig ändern, sodass er auch berufsbegleitend belegt werden kann. Als Studiengang auf Universitätsniveau schreibt der LL.M.Kurs regelmäßige Prüfungsleistungen vor. Neben Klausuren zählen dazu eine Hausarbeit und mündliche Präsentationen. Am Ende steht schließlich die Masterarbeit. Ogorek ist überzeugt: Die Frage nach dem ‚Und was mach ich dann damit?‘ stellt sich nicht. Denn die Digitalisierung hält schon jetzt überall Einzug – das gilt auch für Rechtsberatung und Justiz.
 

Medium: Azur (Juve)
Datum: 26.10.2023
Autorin: Johanna Heidrich